Motorradoutfits: Was mir gerade noch gefehlt hat. Die ältere Generation (mütterlicherseits) hat anscheinend vor, beim ersten Anzeichen von warmen Winden in Fransenjacke und Nietenhose ins Wochenende zu verschwinden, und das legt doch ziemlich fest.
Mamas Krankenpfleger (den zweiten Ersatzvateranwärter) nenne ich Sebastian. Er ist ganz nett, auch wenn er Deutscher ist und sich über die typisch österreichischen Umständlichkeiten bei der Anerkennung seines Diploms aufregt. Aber, sagt er, wo die Liebe hinfällt, und Mama kichert, dass eine erwachsene Frau so kichern kann, nicht zu fassen. Ich hoffe, ich höre mich nie so an. Langes Gesicht, dunkle Haare, die er ein bisschen zu sehr auswachsen lässt, so Britpop-90er-mäßig, und er will seine „Privatsphäre gewahrt sehen“. Kein Klarname, sagt er. Lässt sich machen. Wer glaubt denn noch an Klarnamen? nG
Mittlerweile will mich der Arzt schon nicht mehr sehen. Wenn er doch nicht anders kann, als mich zu begutachten, immer diese Witzchen am Anfang, ja, als ob ich es nicht begreifen würde, dass ich sein fleischgewordenes Unvermögen bin, ein Irrtum, ein Patzer in seinem ansonsten lupenreinen wissenschaftlichen CV. O.k., das vermute ich nur. Immer Terminprobleme. Zu seinem Seelenfrieden kann er auf einen dieser üblichen Zettel verweisen, den ich unterschrieben habe, auf alle Risiken hingewiesen, aufgeklärt und so weiter. Als ob das jemals jemand lesen würde.
Und dann passiert sowas, da frisst das Ding und frisst. Wovon ernährt der Wum sich eigentlich?, frage ich, dumm natürlich, ist doch klar, von Ihrem äh Darminhalt, antwortet der Arzt, und ich sitze vor dem Spiegel und sage: Im Staub sollst du kriechen und Scheiße fressen dein Leben lang. So gesehen ist es wahrscheinlicher, dass sein Kopf in meinem Darm steckt und sein Schwanz in meinem Hals, falls Würmer überhaupt so etwas wie Köpfe haben. Vermutlich nicht.
Das werde ich Eddie erzählen. Oder besser nicht, sonst lässt er mich gar nicht mehr in Ruhe. Das würde seine Suche nach Neuland nur weiter anstacheln. Jedenfalls heißt das, dass der Wurm wiederum seine Exkremente in meinem Magen hinterlässt. Davon müsste ich doch was bemerken. Muss ich das nächste Mal fragen, das wird die Stimmung gleich auflockern. Ich streichle meinen Bauch noch ein bisschen, die Knie stehen vor, ich habe Knie noch nie schön gefunden. Habe wieder abgenommen, die Masse meines Körpers zieht sich mehr und mehr im Wurm zusammen. Die Substanz konzentriert sich in dieser schmarotzenden Existenz; es ist klar, dass etwas geschehen muss.
Da wäre allerdings die Übelkeit. Wird die etwa ausgelöst durch zu hoch abgesetzte Ausscheidungsprodukte? Nein, da will ich jetzt nicht drüber nachdenken. Ich weigere mich.
[…] https://dasistkeinblog.com/2015/03/01/einfransung/#comments […]